W wie wohnen und wohlfühlen
- fraukevanbevern
- 2. Mai 2022
- 2 Min. Lesezeit

Früher mit dem Rucksack durch Griechenland und in Italien auf dem Campingplatz. Heute in schicken 5-SterneHotels. Manche Gespräche über Reiseorte und Hotels sind mir unangenehm, weil es sich nach immer besser, weiter, höher anfühlt, weil es sich auf nach dicke-Hose-machen anfühlt und Urlaub in fetten Hotels überhaupt keine Selbstverständlichkeit sind.
Die Zeit auf meinem Roadtrip ist die beste Gelegenheit mal wieder einen Gang runterzuschalten. Bitte nicht mehr Isomatte am Strand, aber in einfachen Zimmern, die keinen Stern haben. Das geht auch, wenngleich die „Schmerzen“ bisweilen da, aber erträglich sind. Harte Matratzen, quietschende Betten, kein oder Neon-Licht, muffige Zimmer, klamme Bettwäsche, Haare auf dem Boden. Alles erlebt, alles mitgemacht, alles ertragen und bisweilen auch genossen. Sobald der „hey-ich-bin-in-Italien-Moment“ angeschaltet ist, kann ich es mit einem Lachen wegstecken.
Aber das Ertragen trifft mitunter nicht nur einfache Hotels und B&Bs. Bei meiner Recherche nach Unterkünften bin ich oftmals auf Hotels der gehobenen Kategorie gestoßen, die bezogen auf die Innenausstattung aus der Zeit gefallen sind. Für mich und für viele andere bestimmt auch darf es cool, minimalistisch und rustikal mediterran und gemütlich sein. Aber bitte keine Vorhänge aus Brokat, Spiegel mit goldenem Barockrahmen … Ihr wisst sicherlich was ich meine.
Lasst die Schönheit der Umgebung sprechen und setzt auf Schönheit mit regionalen Akzenten.
Italien ist doch auch das Land der mondänen Autos (früher jedenfalls), der Mode, der Architektur und des Möbeldesigns. Wie kann es dann sein, dass es in Italien so wenig schöne und ansprechende Ferienhäuser und -wohnungen zu mieten gibt? Die Auswahl der echten Knaller ist handverlesen. Einen super Fang haben wir vor Jahren über Airbnb in Mailand gemacht. Aber dafür musste ich suchen wie ein Trüffelschwein.
Wo seid ihr? Ihr italienischer Designer. Zeigt Euch. Zeigt her, was ihr könnt. Und zwar in Eurer Heimat. In Italien!
Natürlich habe ich auch einige ganz bezaubernde Ausnahmen gesehen, die aber leider Ausnahmen sind. Hervorzuheben sind zum Beispiel die Masseria Moroseta und Borgo Ignazia in Apulien. Preislich allerdings auch obere Schießklasse. Aber so in der Art geht das bestimmt auch günstiger.
Und dann, während ich so schreibe, schüttle ich innerlich meinen Kopf. Ein bisschen von diesem verblichenen und aus der Zeit gefallenen Charme darf bleiben. Erinnert er mich doch an meine Kindheit und meine Studentenzeit in Italien, als meine Liebe zu Italien immer größer wurde.
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