M wie Marketing und Mailand

Zurück an der Uni in Münster habe ich mich direkt beim Institut für Marketing um ein Praktikum bei der Lufthansa beworben. Mein Professor Heribert Meffert hatte einen Deal mit der Lufthansa und schickte jedes Jahr einige seiner Schützlinge ins lufthanseatische Ausland.

Ich habe das Rennen gemacht, obwohl ich das Bewerbungsgespräch verzockt hatte. Das war in englisch und ich – frisch zurück aus Perugia – brachte kaum einen englischen, dafür aber viel gute italienische Sätze über die Lippen. Damit war mein Schicksal besiegelt und die Lufthansa schickte mich für drei Monate nach Mailand.

Ach, war das super. Ich habe die Stadt und die Arbeit geliebt. Dazu ein winziges, unattraktives Apartment mitten im Centro und ein Boss, der mich nach zwei Tagen zu sich zitierte und sinngemäß meinte „Wir haben ein Problem, Frau van Bevern. Sie arbeiten zu viel und zu schnell. Hier ticken die Uhren anders. Erstmal ordern wir uns morgens in der „Bar Peter“ einen Cappuccino, mittags gehen wir für 3 Stunden zusammen essen und ab 16 Uhr bestellen wir uns in der Bar einen Aperitivo“. Ich war erstmal baff erstaunt und musste lachen, dachte ich doch bis dahin, dass Mailand der geschäftstüchtige Part Italiens sei.

Kurzum. Auf diesen Groove konnte ich mehr seeehr schnell einlassen, wollte aber trotzdem etwas lernen. Also bin ich wieder zu meinem Boss - ein Deutscher, der nach zwei Jahren in Mailand kaum ein Wort italienisch sprach. Ich sagte sinngemäß „Wir haben ein Problem Herr Namevergessen. Ich bin überhaupt nicht ausgelastet und langweile mich.“ Also übertrug er mir kurzerhand die volle Verantwortung für die Beauftragung und Umsetzung der neuen Lufthansa Image-Kampagne in Italien und Malta, denn davon hatte er nach eigenem Bekunden keine Ahnung. Meine Freude und mein Budget waren riesig groß. Und ich durfte die Betreuung der Seminare gegen Flugangst und deren Seminarteilnehmer übernehmen. Autsch. Das war der Wurf ins eiskalte Wasser. Ich musste italienisch sprechen. Ob ich wollte oder nicht. Ich wollte.